Mittwoch, 12. März 2014

Latein am Wegesrand - ein Nachtrag

Im Jahr 2013 hatte der DAV Berlin-Brandenburg seinen Schülerwettbewerb unter das Motto "Latein am Wegesrand" gestellt. Die Ergebnisse finden sich hier.
Gestern nun stieß ich wahrlich am Wegesrand auf ein nachtragenswertes Phänomen:



Da hat sich doch tatsächlich eine Baufirma hübsch latinisiert: detrahimus - "wir reißen ab". Da freut sich der Lateiner (und stellt fest, dass die Homepage detrahimus.de nicht erreichbar ist - also nicht einmal Schleichwerbung).
Und weil wir eigentlich bei Ovid sind: Der verwendet detrahere und seine Formen immerhin 17mal.


Montag, 22. April 2013

Ovid - wieder einmal im Kriminalroman

Ovid - wieder einmal im Kriminalroman

Zu Veit Heinichen: Im eigenen Schatten (2013)

Veit Heinichen ist den Lesern italophiler und italienbasierter Kriminalromae bestens bekannt. Sein Kommisar Proteo (nicht vom Meergott Proteus, sondern vom wissenschaftlichen Namen des Grottenolms abgeleitet) ermittelt in Triest und überhaupt im nord(ost)italienischen und slowenisch-kroatischen Raum (wohin ihn auch private Neigungen ziehen).
Der soeben erschienene Roman Im eigenen Schatten (die Handlung - geschweige denn die Lösung - sei hier nicht verraten) greift in die jüngere Vergangenheit zurück und ruft die gewaltsamen Südtiroler Autonomiebestrebungen, die bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts reichen, ins Gedächtnis.
Und noch weiter in die Vergangenheit führt uns die folgende Szene, die auf einem Boot vor der Adriaküste spielt. Die Gradoer Kollegin Laurentis, die Kommisarin Xenia, und ihr Freund, der im Beinaheprekariat lebende Lehrer Zeno, wollen ihre Sorgen bei einer nächtlichen Bootsfahrt vergessen:
"Die Metamorphonsen beginnen mit der Entstehung der Welt aus dem Chaos, Liebling", sagte Zeno und stieß den Rauch aus.
Xenia hatte sich eng in den Arm ihres Freundes geschmiegt, als er Ovid aus dem Gedächtnis zitierte. Kleine Schweißperlen standen noch auf der nackten Haut der beiden. Doch die Luft war lau.
"Nur ein Menschenpaar überlebt die große Flut. So behauptet es die Geschichtsschreibung der alten Griechen. Es scheint, als hätten schon sie die Sintflut gekannt. Deukalion und Pyrrha standen vor dem Rätsel, wie sie die Erde wieder bevölkern könnten, und befragten ein Orakel, das verkündete, Deukalion solle die Knochen seiner Mutter über die Schultern werfen."
...
"Ovid war ein listiger Spieler, mein Schatz. Er packte seine bitterböse Kritik am Imperator in Metaphern, um sich der Verfolgung zu entziehen. Dennoch wurde er verbannt."
Damit verschwindet Ovid wieder aus dem Roman. Zur Struktur der Erzählung trägt er nichts bei, schon gar nicht zur Lösung des Falles. Aber eine hübsche Trouvaille ist die Stelle doch.

Sonntag, 20. Januar 2013

Ovid-Bibliographie

Lange hat es gedauert, aber jetzt habe ich endlich die Zeit gefunden, mehrere hundert Titel der Ovid-Bibliographie hinzuzufügen, so dass der Großteil der Rubriken im Januar 2013 aktualisiert wurden:
http://www.kirke.hu-berlin.de/ovid/ovid_bibliographie.html
Allerdings weiß ich sehr wohl, dass noch viel mehr zu ergänzen wäre. Aber immerhin gibt es auch eine Neuerung zu vermelden: Unter
http://www.kirke.hu-berlin.de/ovid/oviddt.html
habe ich viele alte Ovidiana zusammengetragen, die bei Gelegenheit noch mit Links auf digitalisierte Fassungen ergänzt werden.
Es handelt sich um ein Parergon zum Projekt "Übersetzung der Antike" im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Transformationen der Antike", der soeben die Arbeit in seiner dritten Förderphase aufgenommen hat:
http://www.sfb-antike.de/index.php?id=332

Montag, 20. Juni 2011

Es geht voran

Wieder ist Erfreuliches aus Italien (zumindest was Ovid betrifft) zu melden: Der vierte Band des von Alessandro Barchiesi betreuten Metamorphosenkommentars ist erschienen:


Hier sind die genauen bibliographischen Angaben:

  • Ovidio: Metamorfosi, Volume IV (libri VII-IX).
  • A cura di Edward J. Kenney. Testo critico basato sull'edizione oxoniense di Richard Tarrant.
  • Traduzione di Gioachino Chiarini.
  • Milano: Mondadori 2011. € 30,00.

Allen Beteiligten, insbesonders natürlich dem Generalherausgeber, ist ein weiteres so gutes Gelingen zu wünschen. Wir Ovidiani sind dafür dankbar



Mittwoch, 9. Februar 2011

Mitbringsel aus Pisa

Eine - im übrigen dann sehr gut verlaufene - Promotion an der Scuola Normale Superiore brachte mich am letzten Januarwochenende nach Pisa und damit zu Gian Biagio Conte, der soeben seine Aeneis-Teubneriana veröffentlicht hat (meine Rezension wird in der Zeitschrift Paideia erscheinen) und an den Schlussarbeiten zu den Georgica sitzt.
Für den Ovidianer von speziellem Interesse ist der ebenfalls an der SNS entstandene Kommentar zum 7. Brief aus den Heroides (Dido Aeneae), der vor kurzem von Lisa Piazzi bei Le Monnier veröffentlicht wurde
Im Januar lässt sich auch bequem und ohne von den Menschenmassen erdrückt zu werden die Piazza dei Miracoli rund um den schiefen Turm besuchen. Im Campo Santo findet sich dann überraschenderweise dieses Grab:
Francesco Graf von Algarotti starb 1764 in Pisa. Er war einer der Gesprächspartner in der Tat des Preußenkönigs Friedrich II. (der hier als Friedrich Magnus als Auftraggeber des Grabes erscheint) gewesen und hatte diesen in Berlin und Rheinsberg besucht.
Und so wurde der "aemulus Ovidii" (inwieweit sich dieses Lob auf vorhandene Dichtungen stützt, kann ich - noch - nicht sagen) in horazischen Kategorien gerühmt:
Bis zu eventuellen weiteren Recherchen sei hier nur auf den Eintrag in der Allgemeinen Deutschen Biographie verwiesen.

Montag, 6. Dezember 2010

Ovid im Film

Kaum ist mein Artikel zur Ovid-Rezeption im Supplementband 7 des Neuen Pauly erschienen (557-575), schon gibt es das erste Addendum zu vermelden, nämlich einen weiteren Film, der die Metamorphosen kreativ und eigenwillig adaptiert: Videodrome von David Cronenberg, ein kanadischer Horrorfilm aus dem Jahr 1983.
Wer sich genauer informieren möchte, dem sei die folgende Referenz ans Herz gelegt:
Wolfram R. Keller: "Long live the New Flesh"? David Cronenberg's Videodrome and the Limits of Ovidian Metamorphosis, in: Semantic Encounters. Text, Image and Trans-Nation, ed. Sarah Sockel, Walter Göbel and Noha Hamdy, Amsterdam 2009, 263-276.

Mittwoch, 22. September 2010

Heiliger Ovid hilf!

Daß die Ovid-Forschung ihren eigenen Schutzpatron hat, das hatten ja viele schon immer vermutet. Und in der Tat wird in Portugal ein Santo Ovidio verehrt, der Überlieferung nach ein aus Sizilien nach Braga gekommener Bischof, der um 135 n.Chr. das Martyrium erlitt. Sein Patronatstag - der 3. Juni - sollte allen Ovidiani heilig sein.
Weitere Informationen gibt es auf der italienischen Santi Beati-Seite.
Ein Bild gibt es bei Wikimedia Commons, das sehr an den Ovid vor der Kathedrale in Sulmona (siehe das Migrationsposting) erinnert.